Montag, 14. Juli 2008

Akkordeonsession im Vollrausch

Andreas und ich machten uns also auf zum Bahnhof und nach ein paar Metern an der Ampel kleffte mich ein kleiner, weißer Spitz an und neben ihm stand ein alter, ungepflegter Mann mit einem kleinen Handwagen. Der Hund trug ein kleines Döschen um den Hals. Ich fragte das Herrchen, was er darin habe und er antwortete, als sei es das normalste auf der Welt:" Da hab ich mein Hasch drin".
Andreas wurde bei diesem Wort hellwach und fragte ihn, ob sie zusammen einen Rauchen könnten. Er sagte ich könne mitkommen oder hier warten, er käme gleich wieder. Natürlich ging ich mit. Wir setzten uns an eine Bushaltestelle und die beiden bauten sich einen Joint und rauchten ihn genussvoll.
Ulli hieß der nette Herr, mit den grauen langen Haaren und dem weißen Vollbart. Er hatte Abitur und sogar sein Graechum gemacht. Er habe auch einen Sohn und andere, uneheliche Kinder, die sie ihm aber alle weggenommen hätten. Seit 20 Jahren nun bekommt er Rente, da er abhängig ist. Ich dachte von dem bisschen Gras bekommt man doch keine Rente. Doch dann packte er seine Crack-Pfeife aus und zeigte mir seine volle Abhängigkeit.
Ulli war Musiker, er spielte Gitarre, Mundharmonika und eben Akkordeon. Er war total fasziniert von meiner Ukulele und wollte am liebsten auch so ein Ding haben. Ich brachte ihm Akkorde bei und er ließ mich auf seinem Akkordeon spielen. Die kleine Gitarre sagte er, wäre richtig gut, denn er könne seine Finger nicht mehr so bewegen und den Arm nicht so gut bewegen. Warum erfuhgr ich ein wenig später.
Als er wieder einmal im Gefängnis gesessen hatte und versetzt werden sollte, wollte er das nicht und hat sich von seinen Zimmerkameraden den Arm brechen lassen. Der Arm Zwischen Tisch und Stuhllehne geklemmt und einer schlug mit einem Stuhlbein auf den Arm ein. Seitdem habe er ein Kugelgelenk im Arm und könne ihn drehen. Was für ein Anblick als er sein Arm um 360 grad drehte.
Ja und so habe er mit 39 Jahren nochmal angefangen zu studieren. Pädagogik. Er wollte Strretworker werden und anderen seine Erfahrungen näher bringen. Aber er habe nie etwas durchgezogen. Ausser seinem Führerschein und seine Erste Hilfe Prüfung.
Es wurde immer später und ich hatte noch kein Bett für die Nacht. Also verabschiedete ich mich von den beiden und zog los. Ich lud sie aber am nächsten Tag noch zum Frühstück ein. Um halb 9 am Neumarkt.
Ich kam diese Nacht bei meinem alten Schulfreund Tobias unter und wir redeten und diskutierten noch die ganze Nacht und es war eine große Freude ihn endlich mal wieder zu sehen, denn ich habe das Gefühl, er ist wie ein Bruder für mich und wir wissen eigentlich immer was der andere meint und brauchen uns nicht erklären.
An diesem Abend habe ich wieder gemerkt, wie toll es doch ist Freunde zu haben. Natürlich dachte ich in meinem Gute Nacht Gebet an meine beiden neuen Freunde, Ulli und Andreas, aber ich würde sie am nächsten Tag ja wieder sehen.

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